Varanasi und dann fünf mal über die Grenze

Um halb acht Uhr am Morgen des 25. Februars erreichte ich Varanasi. Sehr müde durch das nächtliche Geschüttel des Busses, war mir das Geschrei der Rikshafahrer etwas zu viel, sodass eine Zigarette bei einem heißen Chai mein erster Schritt war. Erst danach erkannte ich, dass die Rikshafahrer kein Englisch konnten. Mit Hände und Füßen (und GoogleMaps) konnte man sich dann verständigen und ich ließ mich in mein Hostel fahren.

Mit dem ‚Gypsy Diaries‘ habe ich nichts falsch gemacht. Es hatte Klimaanlage, Vorhänge und eine große Dachterrasse.

Da ich nun aber bis zwölfe warten musste, war mein nächster Weg direkt zum Ganges. Varanasi hat unzählige kleine Straßen, die sich wie ein Labyrinth durch die ganze Stadt ziehen. Nach zwanzig Minuten spazieren war ich am Ganges. Unglaublich mächtig und zutiefst anziehend.

Das Krematorium

Nach einer halben Stunde Meditation wurde es immer heißer und ich zog mich in das schattige Labyrinth der Straßen zurück.

Nach einem geschillten Tag, den ich müde auf der Dachterrasse herumhing, hatte ich verschiedenste Menschen kennengelernt und ich zog mit Mattheo, Alfonso (beide aus Portugal) und Shree (Indien) los, um etwas zu Essen zu finden.

(An dieser Stelle fällt mir meine Vorliebe für Schachtelsätze wieder auf :))

Leckerstes Essen überhaupt

Danach brachte Shree uns zu einem Lassi-Shop. Diese waren seit einiger Zeit in Varanasi legalisiert worden und bestanden hauptsächlich aus einem leckeren Lassi mit einer Creme aus Hanf.

Das es besser schmeckte als es Aussieht muss ich wohl bei diesem Bild nicht extra erwähnen

Wir zogen dann weiter zu den Gaats. Das sind Treppen, die zum Ganges führen und die die Stadt über Kilometer hin prägen. Wir waren auf der Suche nach Alex einem Deutschen den treffen wollten.

4 Kilometer flussaufwärts waren wir nun, durch eine Rikshafahrt am Ganges in der Nähe eines kleineren Rummels. Mattheo und Alfonso wollten nun unbedingt ein Wikinger-Schiff-Schaukelkarusell fahren. Nun ja, wir bestiegen die klapprige Monströsität.

Und es war richtig gut. Durch die erreichte Höhe hatten wir einen super Sonnenuntergang, den ich jedoch aufgrund der Beschleunigungskräfte besser nicht fotografierte.

Immer noch war die Mission Alex zu finden und er war Kilometer entfernt, also war ja nur sinnvoll (naja) ihn vom Boot aus zu suchen. Wenigstens konnte man so das Ufer aus einer neuen Perspektive aus sehen.

Abgesetzt wurden wir bei einer riesigen Boot- und Menschenmenge, die etwas beobachteten.

Das war zwar alles sehr schön, aber für mich war die Menschen- und auch die Lassi-Menge wesentlich zu viel geworden.

Alex habe ich nun nicht gefunden, dafür war ich froh dass Hostel noch zu finden. Danach ging es nur noch zu Bett aus dem ich mich eine Weile nicht entfernen wollte.

Am nächsten Tag war die Entscheidung für mich gefällt, dass ich wohl keine Banga-Lassi mehr trinken werde. Denn auch der Start in den Morgen war etwas Mühsam.

So war der Tag etwas ruhiger für mich, was auch gut war, da ich ja eigentlich für die Spiritualität dieses Ortes hier war.

Zuerst brauchte ich aber eine Reisemöglichkeit zur Grenze und ich ließ mich auf die Warteliste für einen Zug am nächsten Morgen setzen. Dies war auch der einzige mit dem ich nicht in Schwierigkeiten mit meinem Visa kommen sollte, was ich aber zu diesem Zeitpunkt nicht wusste.

Abends ging zu den Gaats um die Stimmung in mich aufzunehmen.

Imposant waren nicht nur die Tempel. Vom Feuer angezogen näherte ich mich dem Krematorium und medizierte dort über Tod, während neben mir langsam Körper zu Asche wurden und der extrem traurige Gesang der Angehörigen ertönte.

Auf dem Weg zurück verlief ich mich im Labyrinth der Gassen. Auf Höhe einer besonders schmalen Gasse, sagten mehrere Menschen, darunter ein Polizist, ich solle hineingehen. Also ging ich. Es stellte sich als Essensausgabe für die Gläubigen heraus und mir wurde lächelnd Essen gereicht.

Gesegnete Nahrung

Der Rest des Abends verlief ereignislos und ich bereitete mich auf meine Abreise vor.

Der Zug sollte von neun Uhr morgens bis neun Uhr abends fahren. Danach wollte ich mir noch ein Zimmer für die letzte Nacht in Indien nehmen.

Der Zug kam nicht um neun. Nach einiger Recherche, wusste ich von zwei Stunden Verspätung.

Es sollten fünf Stunden werden. Maximaler Schlaf war im Zug daher die Devise, denn ein Zimmer würde ich mir für die kurze Zeit nicht nehmen.

Der Bahnhof von Raxaul

So schlief ich in der besten Bahnhofshalle, die ich finden konnte.

Nach ein paar Stunden mit ein paar Minuten Schlaf packte ich meine Sachen und ging über die Grenze.

Inder brauchen kein Visum für Nepal, also war mein Mitlaufen keine gute Idee. Dies wurde mir dann auch von der Polizei auf der nepalesichen Seite mitgeteilt, die mein unerlaubtes Eindringen in ihr Staatgebiet gar nicht lustig fand.

Nun also zurück zur indischen Seite, um zu warten, dass das dortige Büro öffnete. Das ging zum Glück recht fix und nachdem man dort wirklich nochmal alle meine Bewegungsschritte in Indien nachvollzogen hatte, bekam ich mein Stempelchen Indien verlassen zu dürfen.

Frühmorgentliches Niemandsland zwischen Indien und Nepal

Auf zu nepalesichen Seite, wo das Immigrationoffice inzwischen geöffnet hatte. Nun hatte an Geld nur Euro und nepalesiche Rupien dabei. Akzeptiert wurde aber nur Dollar oder indische Rupie. Der Herr war sehr nett und er sagte mir, dass der nächste ATM (Geldautomat) nur 500m entfernt wäre, auf der indischen Seite.

Also zurück zur indischen Seite und höflichst angefragt, ob ich das Land nochmals betreten könne. Ich solle mein Passport als Pfand dalassen und ich bekam die Erlaubnis.

Zum fünften Mal überquerte ich an diesem Morgen die Grenze und die verschiedensten Soldaten und Polizisten auf beiden Seiten kannten mich inzwischen.

Nun war es geschafft: mit Visum in Nepal. Am Morgen des 28. Februars. Nun war bloß die Frage, wie es weitergehen solle.

Mumbai und Agra

Die nächsten Tage und Nächte sollten hart werden. Drei Übernachtfahrten mit Bus und Bahn waren geplant. Das heißt schlechter Schlaf, keine Duschen und die ganze Zeit das Gepäck dabei.

Für die erste Fahrt wählte ich den Bus, da der Bahnhof von Arambol ein gutes Stück entfernt war. Der Bus ist immer die schlechtere Wahl zum schlafen und auch etwas teurer, aber Zoe musste auch Richtung Norden und so hatte ich wenigstens gute Unterhaltung. Nachdem wir dann in Mumbai waren, wurde es Zeit für den Abschied.

Für mich ging es zum 15km entfernten Hauptbahnhof, der jetzt nicht mehr ‚Victoria Station‘ heißt, sondern nun den einprägsamen Namen ‚CSMT‘ trägt. Auf der Fahrt dorthin, konnte ich einige Eindrücke der Stadt aufnehmen. Diese besteht hauptsächlich aus den alten Bauten der Kolonialisierung, einer Menge hoher neuer Gebäude und vielen Slums dazwischen.

Der Hauptbahnhof von Mumbai

Einen längeren Aufenthalt hatte ich in dieser Stadt nun nicht geplant und so sprang ich gegen vier in mein klimatisiertes Schlafabteil.

Die Fahrt nach Agra war trotz des Expresszuges mit fast 16 Stunden lang und unbequem. Man konnte beim Blick aus dem Fenster jetzt davon sehen welche Auswirkungen die Trockenheit noch haben wird und der Sommer hatte gerade erst begonnen.

In Agra angekommen, stellte ich fest, dass ich kein Internet mehr hatte. Und der Bahnhofsmitarbeiter teilte mir mit, dass mein Zug am Abend ’nicht möglich‘ sei.

Ich ließ mich von Manish einem TukTuk‐Fahrer also zum Tourismus Gebiet fahren. Dabei stellte sich heraus, dass Manish ziemlich cool war und ich stellte ihn für den ganzen Tag ein. Auch deswegen, da er mir mit Fahrkarte und Internet helfen konnte.

Leider war Freitag. Nunmal der einzige Tag der Woche in dem das TahMahal geschlossen war. Aber aus der Ferne konnte man es schon bewundern und ein paar Sehenswürdigkeiten hatte Agra ja noch (aber nicht viele).

Da hinten ist das TajMahal
Alles Bilder vom Rotem Fort

Das TajMahal war in seiner Imposanz und Größe noch viel eindrucksvoller als erwartet.

Natürlich gab es noch weitere touristische Angebote, wie verschiedene Läden, in die mich Manish brachte. Und ich hatte ja Zeit.

Dann wurde es, nachdem meine Probleme mit Fahrt und Internet gelöst waren, Zeit für die dritte Übernachtfahrt. Auf nach Varanasi, die wohl spirituellste hinduistische Stadt.

Vagator

Die erste Nacht in Vagator verbrachte ich in einer schönen Anlage mit Klimaanlage im Raum, um mich einfach mal zu erholen, alle Geräte aufzuladen und mein neues Handy aufzuladen. Nach dem Einchecken lief ich auf der Suche nach Nahrung noch etwas umher.

Hab zwar keine Ahnung wer der Typ ist, vielleicht ’ne Art Guru

Ich freute mich zwar auf eine kühle Nacht, aber die Klimaanlage fiel aus,so dass ich total übermüdet den nächsten Tag in der Hitze aufwachte. Sowohl die Hitze von zirka 34°Celsius als auch die Übermüdung sollten sich die nächsten Tagen nicht ändern.

Ich checkte dann in ‚the bucket list Hostel‘ ein. Geschlafen wurde hier, wenn überhaupt in einfachen Doppelstockbetten in sehr primitiven Banbushütten mit nur einem Ventilator. Auch traf ich hier Nathaniel und Matthias aus Dänemark wieder.

Der größte Vorteil solcher Hostel ist, die unglaubliche Anzahl an kommunikativen Menschen, die man hier trifft. So waren gemeinsame Essen und Clubbesuche angesagt.

Vagator und eigentlich überall in Goa sind viele Israeli und viele Russen zu finden, sodass die Karten und Schilder häufig in vielen Sprachen vorliegen.

Da meine neue Handykamera nicht meinen Erwartungen entspricht und es tagsüber in der Sonne unerträglich werden konnte, nutzte ich einen Nachmittag um gecrackte Kamerasoftware von Google aufzuspielen und nun bin ich wieder Froh über die Fotos, die ich damit machen kann.

Aber nach vielen Partys und wenig Schlaf bleibt mir jetzt nur noch etwas mehr als eine Woche um an die nepalesiche Grenze zu kommen. Aber erstmal etwas Abstand und Ruhe. Der Ort zur Erholung sollte Arambol werden. Immer noch in Goa dafür aber wesentlich ruhiger. Ich zog mit Zoe los und wir nahmen uns ein gutes Hotelzimmer mit Klimaanlage.

Das Abendessen essen war sehr lecker.

Der grosse Nachteil an diesem Essen war nur, dass es wohl nicht mehr so ganz gut war und wir beide etwas unter Lebensmittelvergiftung litten. Zoe hatte es mehr erwischt, zudem wurde sie krank mit extrem hohem Fieber. In Neuseeland war sie Krankenschwester und damit wusste sie was zu tun ist und war zugleich eine furchtbare Patientin.

Frühstück
Das erste Essen nach der Lebensmittelvergiftung
Der Blick von der Terrasse

Inzwischen geht es ihr etwas besser und ich werde morgen weiterfahren. Es wird eine sehr anstrengende Woche mit vielen Zug- und Busstunden.

Meine Ziele noch das TajMahal in Agra und Varanasi. Danach muss am 28. in Nepal sein, also drückt mir die Daumen.

Schöne Zeiten (mit Fotos)

So war ich nun im experience hostel in Gokarna und nach der ersten Nacht im 6-Bett-Zimmer, war ich ausgeruht und Hungrig. Beim Frühstück traff dann allerlei verschiedene Leute unterschiedlichsten Nationen und Charaktere.

Unter ihnen war auch Haydin aus Australien. Ein ,grazy Dude‘ mit unglaublich viel Energie. Als ich dann gefragt wurde ob ich mit zum Wasserfall kommen wolle, dachte ich an die Weisheit des Reisens: ,Why Not?‘ (Warum nicht?).

Kascha, eine Polin, die von sich behauptete, sie sei eine gute Fahrerin, nahm mich auf dem Scootwr mit. Nach eine Stunde Fahrt waren wir nun mitten im Dschungel und der Weg von Google führte durch eine Privathaus. Inzwischen war unsere Gruppe auf zehn Leute angewachsen und keiner hatte Handyempfang. Zum Glück war die Hälfte der Gruppe indisch und man konnte sich halbwegs verständigen. Dies ist nicht selbstverständlich, denn in Indien werden über 200 Sprachen gesprochen. Da es aber klappte, hatten wir nach 20 Minuten eine alternative Route.eine alter Bauer führte uns dann über Stock und Stein zum Wasserfall mit natürlichem Schwimmbecken.

Auf dem Rückweg besuchten wir noch das Mirjan Fort. Eine Festung die im 16. Jahrhundert gegen die Portugiesen errichtet wurde.

Von da waren schöne Tagesausflüge zu verschieden Ständen oder in die kleine Stadt Gokarna angesagt. Hierbei blieben gutes Essen und bemerkenswerte Gespräche im Hostel bis spät in die Nacht nicht aus.

Als es dann nach einigen Verlängerungen Zeit war weiterzugehen, tat ich dies nicht allein, sondern mit Haydin, Nathaniel, Matthias and Palak. Alle wollten wir nach Palolem, der ersten Station in Goa.

In dem Hostel hatte ich die Auswahl zwischen 8-Betten-Zimmer oder Zelt. Ich nahm das Zelt.

Das Hostel war, trotz der stark starkalternierenden Musikqualität ganz gut und man konnte dort gut Kontakte knüpfen,was wir auch taten. Mehrere Strände waren in der Nähe und die Küste mit ihren vielen, meist sehr sehr guten Restaurants lud zum erkunden ein.

Als ich nun mit Hängematte unterwegs war um meinen Blog zu schreiben, da ich ja doch etwas hinterherhinke, rutsche ich beim überqueren des Flusses aus und alles wurde nass. Was auch mein Handy betraf. Leider war dies in der Nähe des Meeres, so dass das Salzwasser jede Möglichkeit auf Rettung meiner Daten vereitelte. Das fand ich nicht gut.

Da ich am nächsten Tag weiterfahren wollte, plante ich also einen Umweg über die nächstgrößere Stadt Margao ein, um den geschätzten Leser nicht länger auf Nachrichten und Fotos von Goa warten zu lassen und mir dort ein neues Handy zu besorgen.

Der Typ hat mich gut beraten und mir 18000Rupien für mein neues A23-Handy abgeknüpft

Nach einem sehr langen Tag erreichte ich Vagator. Hier in Nordgoa ist wohl jeden Tag Party und eine Menge Leute kommen hier zum Exzess.

Aber hierzu das nächste Mal mehr.

Und ich hoffe, dieses Artikel noch mit einem paar Fotos aufhübschen zu können.

Seafoid Biriyani

Go Gokarna

So kam ich nach Udupi und erkannte erstmal, welchen Einfluss die Bundesstaaten Indien haben. In Kerala (gesprochen Kerla) waren die Leute aufgeschlossen und haben gelächelt. Vielleicht liegt das an der kommunistischen Regierung dort, ich weiß es nicht. Udupi gehört zu Karnataka.

Dort lächelte keiner, nun ja fast, aber dazu später. Die Stadt wurde mir als schön beschrieben und so ging ich etwas spazieren.

Der erste Supermarkt, den ich entdeckt habe
Hier mal ne Preisliste für hinduistische Segen.

Leider musste ich noch bis halb sieben warten, da dann das Beste Restaurant der Stadt aufmachte. Als trank ich ein Radler in der hoteleigenen Bar.

Im Restaurant zogen wirklich alle eine Fresse, als hätte man ihnen ins Gesicht gespuckt. Nachdem ich ein kleines Thali bestellt hatte (eine Zusammenstellung verschiedener Soßen mit verschiedenen Brot und Reis), kam dann doch das erste Lächeln. Ein Kellner erklärte mir freundlich, was ich denn da vor mir sah.

Was ich nicht wusste, war, dass ein Thali all-you-can-eat ist. So wurde mir nachdem ich ein zwei Schälchen geschafft hatte, ungefragt neue Schälchen gleichen Inhaltes bereitgestellt. Was soll ich sagen. Gewürze und Geschmäcker gut abgestimmt in Kombination, die mir bis dahin fremd waren. Das Essen steigerte meine Stimmung enorm und auch mein Appetit, nur leider nicht meinen Hunger. Es war sehr lecker und zusammen mit dem Mangolassi, der soviel kostete wie das ganze Essen, musste ich dann doch ca. 2,50€ bezahlen.

Da ich abends keine Lust mehr auf die Stadt hatte, ging ich nochmal in die Hotelbar, die erstaunlich gut gefüllt war. Dort traf ich den Hotel Manager Sushanth, die zweite Person, die in dieser Stadt lächelte. Wir haben uns gut über Marketing und Management unterhalten, bevor sich für mich der Tag dem Ende neigte.

Da mein Morgenzug nach Goa ausgefallen war, schlug ich mit möglichst viel Schlaf, die Zeit im Hotelzimmer tot.

Mein Zug hatte nur 40min Verspätung und lag damit im deutschen Mittelmaß. Dafür war er sauber und nahezu leer.

Dieser Zug hatte nun wenig Priorität und stand in Manki für fast eine Stunde um zwei Zügen Vorrang zu lassen.

Ich hatte anstatt Goa schon eine ganze Weile die Stadt Gokarna im Blick gehabt. Nun traf ich im Zug einen Fischer, der mich zu mich setzte und nach einer Unterhaltung zwischen Männern, die die Sprache des anderen nicht kennen, sagte er mir ich solle lieber nach Gokarna gehen ohne, dass ich dies angesprochen hatte. Ich sah dies als Zeichen und stieg an der Haltestelle Gokarna Road aus. Inzwischen war es auch schon halb zehn und meine Verhandlungsposition dem einzigem TukTuk-Fahrer gegenüber für die zirka 10km lange Fahrt war denkbar schlecht.

Etwas laufen musste ich dann doch noch zu meinem Hostel, welches laut Beschreibung gut sein sollte.

So zog ich ins experience Hostel Gokarna.

Es sollte sich als beste Entscheidung bisher auf dieser Reise herausstellen.

Ab an die Küste

Den Bus habe ich erwischt. Und so legte ich mich gleich hin, um möglichst viel Schlaf zu erhaschen. Wie illusorisch diese Annahme war, erkannte ich nach den ersten Metern, die der Bus fuhr. Den Verkehr hatte ich schon erwähnt und so fuhr der Busfahrer mit schnellen Beschleunigungen und Bremsungen unter ständigen hupen hin und her. Der Liegebereich hatte zum Glück Haltestangen, die mich mehrfach vor dem Runterfallen rettete. Auch waren es nun neun Stunden Fahrt ohne Pause. Keine Ahnung wie Inder dies hinkriegen ohne auf Toilette gehen zu müssen. Nach durchrüttelter Nacht kam ich in Kozhikode an. Den Namen nutzt aber keiner, für alle bleibt diese Stadt Calicut. Ich ließ mich zum Strand fahren um den Sonnenaufgang abzuwarten und Pläne zu schmieden. Als ich erkannte das an dem Strand hunderte Ratten wohnten und auch das Baden verboten war, wollte ich doch lieber weiterfahren.

Big Bazar in Calicut

Meine Wahl fiel auf Kannur, welches nur anderthalb Stunden Zugfahrt nördlich lag. Und mit dem ‚ocean green home stay‘ 5km außerhalb der Stadt hatte ich nichts falsch gemacht.

Allein schon der Weg zum 150m entfernten Privatstand war ein Augenöffner.

Am Strand ist es heiß und nach ein paar Bademinuten gehe ich meistens wieder zurück auf die Terrasse des Hotels. Dort gibt es auch immer, bei Bedarf ein gutes Essen (wirklich Hunger gekommt man der Hitze kaum)

Frühstück
Dinner

Hier habe ich auch zwei Ärzte aus Dehli kennengelernt, die hier Urlaub machen und wir führen gute Gespräche.

Leider habe ich nun erkältet und bleibe auch noch die dritte Nacht in dieser herrlichen Oase des Friedens. Hier werde ich mich ausruhen um morgen (es ist dann wohl Montag) für eine Nacht nach Udupi zu fahren. Dort sollen Brahmanen das vegetarische Essen für jedermann erfunden haben. Auf dies freue ich schon.

Da ich jetzt weiß, was mich erwartet, haben auch die größeren Städte ihreren anfänglichen Schrecken verloren. Dennoch werde ich die nächste Zeit in der Nähe der Küste bleiben um bald auch nach Goa zu kommen.

Kleine Entscheidungen und deren Folgen

Den Rest des Tages habe Chennai zu Fuß erforscht. Und Einige hinduistische, muslimische und christliche Tempel entdeckt.

Leider kacken, rotzen und pinkeln die Leute hier wild in der Gegend rum, was natürlich auch dem Umstand entspricht, dass es nirgendwo öffentliche Toiletten gibt.

Wie gesagt ist der Verkehr für Fußgänger anstrengend. Nachdem ich mich frisch gemacht habe gab es dann ein deftiges Abendessen.

Hähnchennudeln

Und ich fand auch eine Bar nicht weit entfernt, wo ich bei lauter Diskomusik noch ein Radler trank.

Am nächsten Morgen ging es für meinen Jetlag viel zu früh los und ich checkte gegen acht aus.

Nun zur angekündigten Entscheidung. Denn es gab für den Ticketverkauf zwei Schlangen. Bei der einen stand ‚Reserved‘ bei der anderen ‚counter‘. Da ich nicht reserviert hatte, stellte ich mich bei der anderen an. Das entscheidende daran ist, dass dies heisst, man kauft ein Ticket ohne Reservierung. Dies wusste ich nicht und sah nach dem Motto ‚Dies hätte ihr Preis sein können‘ die entsprechenden Sitzplätze.

Tscha der Schaffner ließ nicht mit sich reden. Wohl auch deswegen, da er kein Englisch konnte. So kam es, dass ich in der berühmten Klasse ohne Reservierung saß. Gern hätte ich davon ein Foto gemacht, nur leider konnte ich meinen Arm nicht bewegen.d

Der Gedanke noch 5 Stunden so dazustehen gefiel mir nicht und ich stieg aus.

Da war ich. In Tindivanam.

Erstmal einen Chai und ne Kippe und dann den Ticketverkauf finden. Dieser erklärte mir sehr freundlich, dass alle Züge ausfallen bis auf den Nachtzug um zehn nach Sieben. Nun es war elf Uhr vormittags und ich hatte Zeit. Jede Menge Zeit.

Also ab ins Dorf und nach ein paar Samosas (lecker gefüllte Blätterteigdreiecke) suchte ich ein ruhiges Plätzchen. Dies war auch hier unglaublich schwierig. Und doch gab es einen Art Löschteich mit Tempel, wo der Trubel etwas weniger war.

Den Rest der Zeit studierte ich die Leute am Mikrokosmus ‚Bahnhof‘. Wie überall bin ich voll die Attraktion und so blieb mir meist nichts als Lächeln.

Der Zug kam dann relativ pünktlich und nach etwas hin und her, da meine Reservierung nicht im System war, konnte ich dann doch mit Unterbrechungen ca. Vier Stunden schlafen. Schade, dass die gyroskopischen Aufnahmen meines Handys hier nicht wiedergeben werden können, aber für eine Achterbahn hätte nur noch der Looping gefehlt.

Halb zwei Uhr nachts lief ich dann durch die menschenleeren Straßen von Madurai und fand tatsächlich ein Hotel, was mich für den Rest der Nacht aufnahm.

Der nächste Morgen war geprägt von der Suche nach einem Reisebüro und Regen. Ich will raus aus den Städten und ans Meer. So buchte ich mir einen Übernachtbus. Danach gab’s Frühstück.

Nun endlich kam ich zu dem weshalb ich hier war: der Minakshi-Tempel. Leider konnten drinnen die keine Fotos gemacht werden, aber die Pracht und Stimmung ließe sich auch schwerlich fassen. Es ist eine Tempelstadt, geschaffen für bestimmt mehr als tausend Menschen, welche hie hier leben können, Tierzucht, Fischteische und Gärten, ein eigenes Schwimmbad, etc. Die Meditationshalle hatte auf mich eine einzigartige Anziehung. Wenigsten die zehngeschossigen Eingangstore konnte ich auf Bild aufnehmen.

Nun warte ich wieder am Bahnhof, diesmal in einem speziellen Warteraum für ca. 80cent die Stunde. Denn so etwas wie Bars, Cafés oder Restaurants in denen man einfach so rumsitzen kann, findet man zumindest in diesem Teil Indiens nicht. Und es regnet ja noch immer. Ich hoffe, den Bus für heute Nacht zu erwischen. So ganz klar ist mir die Sache nämlich noch nicht.

Chennai

So, nach vielen Stunden Reise bin ich nun in Chennai (ehemalige Madras).

Wieviele Stunden es waren, weiß ich nicht, denn ich mehr als Müde bin, aber es ist wohl gegen fünf Uhr nachmittags. Am chennaier Flughafen gibt es keine Wechselstube und so versprach ich dem Taxifahrer 10€ für die Fahrt zum Hotel (das war der kleinste Schein, den ich noch hatte)

Die Fahrt zum Hotel war ein Vorgeschmack für den Verkehr, denn anscheinend gibt es keine Regeln, ausser sich vor einer Polizeikontrolle den Gurt über die Schulter zu legen. Leider gibt es auch keine Fußgängerwege, somit wird jeder Spaziergang zum Abenteuer.

Am Abend ging nochmal zum Strand. Dieser ist trotz seiner enormen Größe mit Buden für Spielzeug, Essen und Tattoos vollgestellt.

Bei den meisten Essensständen hatte ich aufgrund der Fremdländigkeit und der späten Stunde ein ungutes Gefühl, so dass es bei einem gekochten und gesalzenen Maiskolben blieb.

Nach einer sehr langen Nacht, ging der Tag nach einem Chai und einer Zigarette mit den zwei Aufgaben los. Zu einem wollte ich eine Sim-Karte und zum anderen ein Ladegerät, da es hier 110V-Steckdosen gibt. Die Bürokratie in Indien ist erheblich komplexer als in Deutschland und so war die Sim-Karte die größere Aufgabe. Man benötigt einen Vertrauten mit Telefonnummer in Indien, Passfoto, das Visum und den Pass. Das wusste ich aber aus dem Internet und war vorbereitet, so dass ich jetzt wieder erreichbar bin.

Ansonsten kann man sagen: Chennai ist Chaos und es stinkt an allen Ecken, aber die Leute sind freundlich und mir gegenüber neugierig.

So wie es ausschaut, ist hier die Abgabe von Alkohol stark reglementiert und ich war dann doch froh durch dass Einkaufszentrum gestromert zu sein.

Denn dort fand ich tatsächlich eine Bar, die an ein großeres Hotel angegliedert ist, und mixte mir ein Radler. Dieses genieße ich gerade während ich diese Zeilen schreibe.

Ich werde diesen Artikel nun veröffentlichen, damit erstmal alle wissen, dass es mir gutgeht. Ich möchte aber mit der Schnelligkeit nicht die Hoffnung wecken, dass ich nun weiterhin so häufig schreibe.