Da es nunmal gerade der ‚place-to-be‘ ist, sitze ich im ‚Vegan way‘ in Pokhara während ich diese Zeilen schreibe und warte auf mein Essen, die ‚ich-kann-mich-nicht-entscheiden -platte‘, denn ich bin ziemlich geschafft.

Ich bin frisch geduscht (extra warm und lang) und habe so ziemlich meine komplette Kleidung gerade in die Expresswäsche gegeben.
Mein Gesicht brennt von der Höhensonne schmerzhaft und mein Rücken tut weh. Dennoch bin ich energiegeladen mit einem nahezu euphorischen Bewusstsein.
Mein Rücken schmerzt von einer elfstundigen Autofahrt in einem Jeep über die ‚Straße‘ von Muktinath nach Pokhara. Der Fahrer wurde auch immer gereizter, da der Jeep ständig stehen blieb und die zahlreichen Werkstätten ihm entweder nicht helfen konnten oder wollten. Aber dadurch konnten wir wenigstens ab und zu ein Foto schießen. Auch der einsetzende Dauerregen war für Straßensicherheit nicht hilfreich und die Fahrweise des Fahrers sowieso nicht.



Um neun Uhr ging es los. So zirka. Nach einem Frühstück und Kaffee im ‚Bob Marley‘ indem ich jetzt schon mehrere Tage genächtigt hatte. Dort musste man zwar für das Zimmer nichts zahlen, aber drei mal pro Tag dort essen, was bei den sehr hohen Preisen schon eine enorme Zeche machte. Der grosse Vorteil war das Feuer, welches allabendlich entzündet wurde. Dieses war sehr beliebt, gerade bei den Wanderern, die den Pass mit 5400 Metern überwunden hatten und das waren dort fast alle. So wurde dieser Treffpunkt auch jedesmal zum sozialem Event.

Auch Yak-Fleisch habe ich verschiedenen Varianten probiert

Gestern hatte ich nun endlich getraut die Einhundertundacht Quellen zu durchschreiten und danach aus hindustister Sicht sündenfrei zu sein. Es war kopfschmerzenverursachend kalt, aber danach war mir wirklich egal was all die Hindus, die das Schauspiel nicht nur bei mir beobachteten, über den Westler (mich) dachten. Es gibt natürlich kein Foto, welches beweist, dass ich da halbnackt in der Kälte durchgelaufen bin und ich glaube, dass das auch so ganz gut ist.

Dem zuvor besuchte ich die Tempelanlage Muktinath nahezu täglich und versuchte deren tiefe spirituelle Macht zu begreifen oder zumindest zu verinnerlichen. Die Tempelanlage war Vishnu, Shiva und Buddha gewibnet und für Hinduisten und Buddhisten gleichfalls heilig. Und tatsächlich war es nicht nur die gartenähnliche Anlage oberhalb der Baumgrenze, sondern der ganze Ort, der diese einzigartige Stille ausstrahlte.


Die Höhe von 3800 Metern und die noch viel höheren Berge ringsum lassen alles nur relativ zu ihrer Mächtigkeit wahrnehmen.






Nachts schneite es meist und es war sehr kalt. Die Zimmer sind nahezu überall in Nepal ungeheizt, sodass extra Decken zur Standardbestellung einfach dazugehören.



Tagsüber wurde es in der Sonne angenehm warm und alles trocknete schnell. So fand ich immer wieder schöne Plätze für die Meditation, die durch die Hintergrundstille hier sehr ergiebig waren. Durch den stetigen Wind spürte ich anfänglich die Intensität der Sonne nicht, sodass mein Gesicht langsam verbrannte und gerade meine Nase richtig weh tut.
Gegen die Kälte half mir Samuel, der mir eine Jacke schenkte.

Die Tage zuvor hatte ich häufiger mit dem geringen Sauerstoff zu kämpfen, sodass auch einfache Spaziergänge sich anfühlten als ob ich stark unterzuckert sei, aber ich spürte, dass ich zunehmenst stärker wurde. Wenn es wieder Zeit zum ausruhen war, unterhielt ich mich mit den Leuten. Unter ihnen auch Bill aus England, der als Althippie in den 80er in New York mit seinen Bildern großen Erfolg hatte. So traff ich auch am Tag als Isak abreiste Alexander, einen russischen Yogalehrer, der fließend Sanskrit sprach. Er begleitete mich auch das erste Mal in die Tempelanlage. Seiner Einschätzung, dass dies ein ‚Garten für Seelen‘ war, konnte ich nur schweigend zustimmen.
Viele Menschen kommen durch diesen Ort. Zueinem die Wanderer zum anderen viel mehr Pilger.


Sagar hatte inzwischen seine Pilgerschaft beendet und so traff ich ihn als er mit seinem Fahrrad in Muktinath eintraf.

Muktinath und die tiefe Stille dieses Ortes werden mich noch lange begleiten, aber nun muss ich ins Bett um die Anstrengungen hinter mir zu lassen und sehe den nächsten Tagen der Erholung in Pokhara freudig entgegen.
