Um halb acht Uhr am Morgen des 25. Februars erreichte ich Varanasi. Sehr müde durch das nächtliche Geschüttel des Busses, war mir das Geschrei der Rikshafahrer etwas zu viel, sodass eine Zigarette bei einem heißen Chai mein erster Schritt war. Erst danach erkannte ich, dass die Rikshafahrer kein Englisch konnten. Mit Hände und Füßen (und GoogleMaps) konnte man sich dann verständigen und ich ließ mich in mein Hostel fahren.
Mit dem ‚Gypsy Diaries‘ habe ich nichts falsch gemacht. Es hatte Klimaanlage, Vorhänge und eine große Dachterrasse.



Da ich nun aber bis zwölfe warten musste, war mein nächster Weg direkt zum Ganges. Varanasi hat unzählige kleine Straßen, die sich wie ein Labyrinth durch die ganze Stadt ziehen. Nach zwanzig Minuten spazieren war ich am Ganges. Unglaublich mächtig und zutiefst anziehend.




Nach einer halben Stunde Meditation wurde es immer heißer und ich zog mich in das schattige Labyrinth der Straßen zurück.
Nach einem geschillten Tag, den ich müde auf der Dachterrasse herumhing, hatte ich verschiedenste Menschen kennengelernt und ich zog mit Mattheo, Alfonso (beide aus Portugal) und Shree (Indien) los, um etwas zu Essen zu finden.
(An dieser Stelle fällt mir meine Vorliebe für Schachtelsätze wieder auf :))




Danach brachte Shree uns zu einem Lassi-Shop. Diese waren seit einiger Zeit in Varanasi legalisiert worden und bestanden hauptsächlich aus einem leckeren Lassi mit einer Creme aus Hanf.

Wir zogen dann weiter zu den Gaats. Das sind Treppen, die zum Ganges führen und die die Stadt über Kilometer hin prägen. Wir waren auf der Suche nach Alex einem Deutschen den treffen wollten.
4 Kilometer flussaufwärts waren wir nun, durch eine Rikshafahrt am Ganges in der Nähe eines kleineren Rummels. Mattheo und Alfonso wollten nun unbedingt ein Wikinger-Schiff-Schaukelkarusell fahren. Nun ja, wir bestiegen die klapprige Monströsität.

Und es war richtig gut. Durch die erreichte Höhe hatten wir einen super Sonnenuntergang, den ich jedoch aufgrund der Beschleunigungskräfte besser nicht fotografierte.
Immer noch war die Mission Alex zu finden und er war Kilometer entfernt, also war ja nur sinnvoll (naja) ihn vom Boot aus zu suchen. Wenigstens konnte man so das Ufer aus einer neuen Perspektive aus sehen.





Abgesetzt wurden wir bei einer riesigen Boot- und Menschenmenge, die etwas beobachteten.
Das war zwar alles sehr schön, aber für mich war die Menschen- und auch die Lassi-Menge wesentlich zu viel geworden.
Alex habe ich nun nicht gefunden, dafür war ich froh dass Hostel noch zu finden. Danach ging es nur noch zu Bett aus dem ich mich eine Weile nicht entfernen wollte.
Am nächsten Tag war die Entscheidung für mich gefällt, dass ich wohl keine Banga-Lassi mehr trinken werde. Denn auch der Start in den Morgen war etwas Mühsam.
So war der Tag etwas ruhiger für mich, was auch gut war, da ich ja eigentlich für die Spiritualität dieses Ortes hier war.
Zuerst brauchte ich aber eine Reisemöglichkeit zur Grenze und ich ließ mich auf die Warteliste für einen Zug am nächsten Morgen setzen. Dies war auch der einzige mit dem ich nicht in Schwierigkeiten mit meinem Visa kommen sollte, was ich aber zu diesem Zeitpunkt nicht wusste.
Abends ging zu den Gaats um die Stimmung in mich aufzunehmen.


Imposant waren nicht nur die Tempel. Vom Feuer angezogen näherte ich mich dem Krematorium und medizierte dort über Tod, während neben mir langsam Körper zu Asche wurden und der extrem traurige Gesang der Angehörigen ertönte.

Auf dem Weg zurück verlief ich mich im Labyrinth der Gassen. Auf Höhe einer besonders schmalen Gasse, sagten mehrere Menschen, darunter ein Polizist, ich solle hineingehen. Also ging ich. Es stellte sich als Essensausgabe für die Gläubigen heraus und mir wurde lächelnd Essen gereicht.

Der Rest des Abends verlief ereignislos und ich bereitete mich auf meine Abreise vor.
Der Zug sollte von neun Uhr morgens bis neun Uhr abends fahren. Danach wollte ich mir noch ein Zimmer für die letzte Nacht in Indien nehmen.
Der Zug kam nicht um neun. Nach einiger Recherche, wusste ich von zwei Stunden Verspätung.
Es sollten fünf Stunden werden. Maximaler Schlaf war im Zug daher die Devise, denn ein Zimmer würde ich mir für die kurze Zeit nicht nehmen.

So schlief ich in der besten Bahnhofshalle, die ich finden konnte.

Nach ein paar Stunden mit ein paar Minuten Schlaf packte ich meine Sachen und ging über die Grenze.

Inder brauchen kein Visum für Nepal, also war mein Mitlaufen keine gute Idee. Dies wurde mir dann auch von der Polizei auf der nepalesichen Seite mitgeteilt, die mein unerlaubtes Eindringen in ihr Staatgebiet gar nicht lustig fand.

Nun also zurück zur indischen Seite, um zu warten, dass das dortige Büro öffnete. Das ging zum Glück recht fix und nachdem man dort wirklich nochmal alle meine Bewegungsschritte in Indien nachvollzogen hatte, bekam ich mein Stempelchen Indien verlassen zu dürfen.

Auf zu nepalesichen Seite, wo das Immigrationoffice inzwischen geöffnet hatte. Nun hatte an Geld nur Euro und nepalesiche Rupien dabei. Akzeptiert wurde aber nur Dollar oder indische Rupie. Der Herr war sehr nett und er sagte mir, dass der nächste ATM (Geldautomat) nur 500m entfernt wäre, auf der indischen Seite.
Also zurück zur indischen Seite und höflichst angefragt, ob ich das Land nochmals betreten könne. Ich solle mein Passport als Pfand dalassen und ich bekam die Erlaubnis.
Zum fünften Mal überquerte ich an diesem Morgen die Grenze und die verschiedensten Soldaten und Polizisten auf beiden Seiten kannten mich inzwischen.
Nun war es geschafft: mit Visum in Nepal. Am Morgen des 28. Februars. Nun war bloß die Frage, wie es weitergehen solle.